Russlands Verteidigungsministerium: Manöverbeginn der Strategischen Raketentruppen in Sibirien
Am Mittwoch hat nach Angaben des russischen Militärs in Sibirien eine planmäßige Kommandostabsübung begonnen. An dem Manöver, das in drei Gebieten Russlands stattfindet, nehmen etwa 3.000 Soldaten der Strategischen Raketentruppen Russlands teil. Etwa 300 Rüstungsgegenstände, darunter auch mobile Waffensysteme mit Interkontinentalraketen des Typs RS-24 Jars, werden eingesetzt.
Jede JARS-Rakete trägt einen Atomsprengkopf mit einer Sprengkraft von 800 Kilotonnen TNT.
Little Boy (englisch für Kleiner Junge) war der Codename der ersten in einem Krieg eingesetzten Atombombe, die am 6. August 1945 von dem B-29-Bomber Enola Gay der USAAF über der japanischen Stadt Hiroshima abgeworfen wurde, daher auch der Name Hiroshimabombe. Die Kernwaffe mit einer Ladung aus Uran war ab Anfang 1942 im Zuge des Manhattan Projects entwickelt worden und erreichte eine Sprengkraft von etwa 13 Kilotonnen TNT.
Laut einer Erklärung des russischen Verteidigungsministeriums nimmt am Manöver die Nowosibirsker 39. Raketen-Gardedivision zusammen mit Verbänden und Einheiten des Zentralen Militärbezirks sowie der Luft- und Weltraumkräfte teil. Im Rahmen der Übungen sollen Manöver mit autonomen Startvorrichtungen für das Waffensystem Jars trainiert werden. Außerdem werden die Soldaten der Strategischen Raketentruppen eine Reihe von Maßnahmen zur Tarnung und Bekämpfung moderner Luftaufklärungsmittel proben. Im Laufe des Manövers wird nicht nur die gesamte Verteidigungsbereitschaft der Division geprüft, sondern es werden auch die Möglichkeiten der modernen Ausrüstung und Technik bewertet, die in Dienst gestellt werden.
Das Verteidigungsministerium veröffentlichte auch ein Video eines mit Jars-Waffensystemen ausgestatteten Raketenregiments bei der Ausfahrt zu der Übung. Der Regimentskommandeur Jewgeni Kelgajew erklärte im Video:
“Das Raketenregiment hat im Rahmen der Kommandostabsübung unter der Leitung des Kommandeurs der Strategischen Raketentruppen damit begonnen, das Raketensystem Jars zur Patrouillenfahrt im Feld zu bringen.”
Die Strategischen Raketentruppen sind ein Truppenteil der russischen Streitkräfte und das Hauptelement der Strategischen Nuklearstreitkräfte des Landes. Die Hauptaufgabe dieser Waffengattung besteht in der nuklearen Abschreckung gegen mögliche Angriffe. Nach offiziellen Angaben gilt das Jars-Raketensystem als Kernwaffe der Strategischen Raketentruppen. Obwohl die tatsächlichen technischen Daten dieser ballistischen Interkontinentalrakete nicht preisgegeben werden, könnte die Waffe über eine Reichweite von bis zu 11.000 Kilometer verfügen.
Die RS-24 „Jars“ ist eine silogestützte/mobile ballistische Interkontinentalrakete aus russischer Produktion. Der Systemindex der Streitkräfte Russlands lautet 15P180 und 15P181. In den START-Verträgen ist sie als RS-12M2R aufgeführt. Die Raketen werden 15Sch55M und 15Sch65M bezeichnet. Das Startfahrzeug trägt die Bezeichnung 15U175M und der NATO-Codename lautet SS-27 Mod. 2 Sickle-B. Die RS-24 ist eine Weiterentwicklung der RS-12M2 Topol-M (NATO-Codename SS-27 Sickle-B), welche mit Mehrfachsprengköpfen bestückt ist.
Die RS-24-Raketen können in Raketensilos stationiert werden oder auf den geländegängigen 16×16-LKW vom Typ MZKT-79221 platziert und von diesem gestartet werden. Jedes Fahrzeug ist mit einer Rakete bestückt. Die Raketen werden kalt gestartet. Mittels Gasdruck wird sie aus dem zylinderförmigen Abschussbehälter auf eine Höhe von ca. 30 m ausgestoßen. Erst dann zündet die erste Raketenstufe.
Der Raketenstart kann aus der Garagen für das Startfahrzeug erfolgen, die ein teilbares Schiebedach hat, alternativ von eingemessenen Geländepunkten entlang einer festgelegten Patrouillenroute oder von beliebigen Punkten im Gelände. Das mobile System ist schnell verlegbar und daher schwierig zu lokalisieren. Somit ist eine präventive Zerstörung nur schwierig realisierbar. Für den Raketenstart wird eine Vorbereitungszeit von wenigen Minuten benötigt.
Über die RS-24-Raketen gibt es nicht viele gesicherte Daten und diese sind zum Teil auch irreführend. Es wurden zwei Raketentypen entwickelt: Die 15Sch55M-Rakete für den Start vom LKW und die 15Sch65M-Rakete für den Start aus einem Silo. Die RS-24-Rakete wird in der Wotkinsker Maschinenfabrik produziert und verwendet die Antriebstechnik der ab 1991 entwickelten RS-12M2 Topol-M. Sie hat drei Hauptantriebstufen mit Feststoff-Raketentriebwerken.
Die vierte Antriebsstufe für den Wiedereintrittskörperträger (englisch Post Boost Vehicle) verfügt über ein kleines Feststoff-Raketentriebwerk zur Lageregelung. Die Antriebsstufen sind übereinander angebracht und zünden der Reihe nach. Die erste Stufe hat einen Durchmesser von 1.950 mm, die zweite 1.610 mm und die dritte 1.580 mm. Die Steuerung erfolgt über vier Strahlruder am Raketentriebwerk.
Die Lenkeinheit besteht aus einem Trägheitsnavigationssystem, einem Empfänger für das Globale Navigationssatellitensystem GLONASS und einem digitalen Computer. Die RS-24 soll mit 3–4 MIRV-Sprengköpfen mit einer Sprengleistung von jeweils 100–300 kt bestückt sein. Die RS-24-Rakete soll einen Streukreisradius (CEP) von unter 250 m erreichen.
Versionen
RS-24 Jars-S (15P180): Mobile Version, installiert auf einem 15U175M-LKW mit Rakete 15Sch55M-Rakete. NATO-Codename SS-27 Mod. 2 Sickle-B.
RS-24 Jars-M (15P181): Silogestützte Version mit 15Sch65M-Rakete. NATO-Codename SS-27 Mod. 3 Sickle-B
Quellen: Hal Turner und Wikipedia
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