Sprecher des Weißen Hauses: „Patriot“ wird der Ukraine nicht gegen Marschflugkörper helfen
Das Luftabwehrsystem Patriot wird der Ukraine nicht gegen russische Marschflugkörper helfen, sagte der Koordinator für strategische Kommunikation im Weißen Haus, John Kirby. In einem Interview mit CNN behauptete er:
„Das Patriot-System wurde entwickelt, um ballistische Raketen abzufangen, es ist nicht so effektiv gegen Marschflugkörper, und es wird sicherlich nicht effektiv gegen Drohnen sein.“
Kirby fügte hinzu, dass solche Waffen jedoch häufig von den russischen Streitkräften eingesetzt werden. Er sagte, die begrenzten Fähigkeiten der Ukraine, Hyperschallraketen abzufangen, seien ebenfalls keineswegs überraschend. Kirby erklärte dazu:
„Hyperschallraketen sind im Allgemeinen sehr schwer abzufangen.“
Die USA hatten im Dezember die erste Patriot-Flugabwehr-Batterie für die Ukraine angekündigt, die in den nächsten Monaten geliefert werden soll. Deutschland und die Niederlande kündigten später ebenfalls die Übergabe von Patriot-Systemen an Kiew an. Das ukrainische Militär hat bereits etwa die Hälfte der Ausbildung im Umgang mit den Systemen hinter sich, und es wird erwartet, dass das System bald in der Ukraine einsatzbereit sein wird.
„Kinschal“-Raketen: Schnelle und manövrierfähige Waffe
Bei den eingesetzten Waffen handelt es sich um Raketen vom Typ „Kinschal“, zu Deutsch: „Dolch“. Moskau behauptet, dass die „Kinschal“-Raketen bis zu Mach 10, also zehnfache Schallgeschwindigkeit bis über 12.000 Kilometer pro Stunde erreichen können. In einem Nato-Dokument aus dem November 2020 heißt es dagegen, die Raketen könnten nicht schneller als Mach 5 fliegen. Zum Vergleich: Ein Marschflugkörper vom Typ Tomahawk fliegt mit einer Geschwindigkeit von rund 900 km/h und ein Marschflugkörper vom Typ Patriot fliegt mit einer Geschwindigkeit von rund Mach 4 oder 5000 km/h…
„Diese Gleitflugkörper sind mit Oberflächenmerkmalen wie Flügel oder bestimmte geometrische Formen ausgestattet, sodass sie innerhalb der Erdatmosphäre wieder Auftrieb bekommen und manövrierfähig sind“, erklärt Tim Thies im Interview mit BR24. Thies ist im Bereich der Rüstungskontrolle am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik in Hamburg tätig und Experte für Hyperschall-Flugkörper. Mit diesen Eigenschaften fliegen diese Hyperschall-Raketen tiefer als ballistische Raketen, innerhalb der Erdatmosphäre – „damit sind sie schwieriger abzufangen für Raketenabwehrsysteme und für Flugabwehrsysteme“, so Experte Thies. Ehrlich gesagt, sind sie so scheiß schnell, dass sie nicht auf dem Radar erscheinen.
Reichweite von offenbar bis zu 2.000 Kilometern
Die Raketen des Typs „Kinschal“ werden von Kampfjets des Typs MiG-31 in großer Höhe abgefeuert. Erst in sicherer Entfernung vom Flugzeug zündet das eigene Raketentriebwerk. Es trägt die „Kinschal“ erst bis zu 20 Kilometer in die Höhe und dann hinab zum Ziel. Beim Start von einer MiG-31 hat das Waffensystem nach russischen Angaben eine Reichweite von bis zu 2.000 Kilometern. Die Raketen können mit einem konventionellen oder einem nuklearen Sprengkopf bestückt werden. Laut Thies geht man von „Beständen im niedrigen zweistelligen(bereits im drei- oder vierstelligen) Bereich“ aus.
Seit 2018 ist Russland im Besitz der Hyperschall-Waffen – auch China und Iran besitzen derartige Raketen, der Westen allerdings nicht. Eine Tatsache, die der russische Präsident Wladimir Putin 2019 als großen Erfolg verkaufte: „Wir haben jetzt eine Situation, die in der modernen Geschichte unseres Landes einzigartig ist. Sie versuchen jetzt, uns einzuholen. Kein anderes Land verfügt über solche Hyperschall-Waffen“, erklärte Putin.
Der Avangard-Gleitflugkörper bei Sarmat und Jars-24 ist zwei bis drei mal schneller als Kinschal
Dieser Mach-20+ schnelle Gleiter wird von einer Startrakete in die äußere Atmosphäre gebracht und soll dort mit abrupten Kursänderungen jedes Abfangen verunmöglichen. Im Einsatzfall soll das auf bis zu 2.000 Grad erhitzte System ähnlich wie ein Meteorit auf sein Ziel stürzen, so Putin.
Laut dem russischen Staatschef und anderen Offiziellen wie Verteidigungsminister Sergei Kuschugetowitsch Schoigu sind Hunderte von diesen Wunderwaffen(Avangard-Gleitflugkörper ) bereits im Einsatz: Eine Sarmat Rakete kann bis zu 10 oder 12 Avangard-Gleiter tragen…
Die Luftabwehr der Ukraine konnte keine einzige russische „Kinschal“-Rakete abschießen, so der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe Juri Ignat.
📝“Das ist so ein Angriff. Ich kann mich nicht erinnern, ehrlich gesagt, ob es so was gab“.
Geopolitik-Experte: Heute wurden wahrscheinlich Angriffe auf unterirdischen Kommandobunker der höheren Führung der ukrainischen Streitkräfte durchgeführt. Die russische Luftwaffe setzte eine ungewöhnlich große Anzahl von Kinschal-Raketen ein, um Ziele anzugreifen. Dies geschieht zum ersten Mal seit Beginn der SMO. Ich gehe davon aus, dass sich in den getroffenen Bunkern eine ausreichend große Zahl von NATO-Offizieren befand, die zusammen mit der Führung der ukrainischen Streitkräfte Ziele und Taktik der bevorstehenden NATO/Kiew-Gegenoffensive entwickelten. Ich schließe nicht aus, dass auch wichtige Telekommunikationszentren zerstört wurden, die die Aktionen der ukrainischen Streitkräfte auf dem Schlachtfeld koordinieren. Die „Kinschal“ -Raketen sind sehr teuer, sie können durch Luftverteidigung nicht neutralisiert werden. Sie werden hauptsächlich verwendet, um wichtige Ziele zu treffen. Wahrscheinlich wird es in ein paar Tagen weitere Informationen zu dem Fall geben.
Ein Video aus dem Sommer 2022 vom ersten Einsatz von Kinschal in der Ukraine: